3sat-Dokumentation:
„Früher Kampf ins Leben“
Weltweit nimmt die Zahl der Kinder, die mit weniger als 37 Schwangerschaftswochen geboren werden, zu. In Deutschland sind es sieben Kinder von 100. Gleichzeitig steigt die Zahl von „Extremfrühchen“, die mit zwischen 22 und 26 Schwangerschaftswochen auf die Welt kommen. Sie wiegen häufig nur wenige Hundert Gramm. Der deutsche Fernsehsender 3sat zeigte über sie vor kurzem die Wissenschaftsdokumentation „Früher Kampf ins Leben“ von Regisseurin Antje Christ von der Christ Media GmbH, für die ich als Line Producer in Japan tätig war.
Im Laufe der Vorrecherche und Suche nach möglichen Interviewpartnerinnen habe ich neben Ärzten und Frühcheneltern auch ehemalige Frühchen kennengelernt, die meisten beim „Sansho no kai“, einem jährlichen Treffen von Frühcheneltern und ihren Kindern an der Tokyo Women’s Medical University. Ein ehemaliges Frühchen, inzwischen fast 30, hat selbst ein Kind bekommen, das zur Erleichterung aller nach Plan auf die Welt kam. Eine Mutter sagte über ihr Teenager-Mädchen, das sich infolge der Frühgeburt ein wenig anders als andere Kinder entwickelt hat, dass man das als Behinderung sehen könne, oder aber als besondere, charakteristische Fähigkeit ihrer Tochter, wofür sie sich offenbar entschieden hat.
Ein Vater sagte, er sei froh, dass sein Kind in Japan geboren wurde. Andernorts hätte man ein solches Extremfrühchen entweder mangels Technik oder aber aus ethischen Gründen sich selbst überlassen. Eine Frühchenmutter kam in der 19. Schwangerschaftswoche ins Krankenhaus, weil sich der Muttermund ein wenig geöffnet hatte. Wenn das Kind mit der 22. oder 23. Schwangerschaftswoche womöglich behindert auf die Welt käme, was würde sie tun? Die Ärzte bitten, sie zu retten, oder sie sterben zu lassen? Vor dieser schweren Entscheidung stand sie mehrere Wochen. Nach bangem Warten gebar sie schließlich ihre Tochter mit 25 Wochen und ohne jegliche Einschränkungen oder Nachwirkungen.