Der Tag der Atombombe – So erinnern sich Zeitzeugen
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Denn bei einem damals 16-Jährigen hat sein Körper große Teile der Erinnerung „gelöscht“. Eine damals Siebenjährige wird dagegen noch heute von Flashbacks an grausame Details heimgesucht. Ergänzt habe ich ihre Erinnerungen mit der Perspektive des „Enola Gay“-Piloten, der nicht nur physisch weit vom Ort des Grauens entfernt war, sondern auch mental. Moralische Bedenken hatte er nie. Bis Jahresende 1945 starben 140.000 Menschen in Hiroshima, in Nagasaki noch einmal etwa 70.000.
Während manche Überlebende – in Japan hibakusha (Strahlenopfer) genannt – aus Angst vor Diskriminierung bis heute schweigen, engagieren sich meine Interviewpartner trotz ihres fortgeschrittenen Alters mit all ihrer Kraft in der Friedensbewegung und erzählen regelmäßig als kataribe ihre Erlebnisse, zum Beispiel vor Schülergruppen. Und das, obwohl sie dabei jedes Mal wieder retraumatisiert werden. Ihr Ziel: eine Welt ohne Atomwaffen. Und dass niemand wieder jemand erleben muss, was sie durchgemacht haben.
Gegenwärtig gibt es weltweit über 13.400 Nuklearwaffen. Japan weigert sich, einen von der Uno initiierten Atomwaffenbann auch nur zu verhandeln. Es möchte stattdessen weiter unter dem „nuklearen Schirm“ der USA bleiben, die vom Feind zur Schutzmacht wurden.
Für dieses Stück über ein historisches Thema habe ich am 3. August drei Seiten in der Printausgabe bekommen und online einen ganzen Tag lang die Aufmacherposition. Wie sich später herausstellte, sollte es nach Leseminuten das am längsten gelesene Stück der Schweizer Sonntagszeitung im Monat August werden!
Ich danke den beiden Überlebenden für ihre Zeit und ihren Mut und der in Tokio ansässigen Opfer-Organisation Hidankyo (日本原水爆被害者団体協議会) für ihre Unterstützung!
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