Musk, Metal und ein Marketingdisaster
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Aus Twitter wird X – auch in Japan. Das löst im Land einige Verwirrung aus.
Die Ankündigungen von Twitter-Chef Elon Musk, dass er seine Kurznachrichtenplattform in „X“ umbenennen wolle, hat in Japan, einem der wichtigsten Märkte, einen regelrechten Tweet-Tsunami ausgelöst: „X Japan“ war am Sonntag der populärste Hashtag in der japanischen Twitter-Sphäre. Aber aus Gründen, die US-Unternehmer Musk sicher nicht erwartet hatte. Denn aus Twitter Japan würde folgerichtig X Japan. Nur steht dieser Name in Fernost für eine der legendärsten Metal-Bands des Landes, die für ihr feminines wie fantasievolles Glam-Styling bekannt ist. Der Gründer und Schlagzeuger Yoshiki, in Japan ein Superstar, reagierte mit Ironie: „Ich habe das Gefühl, dass X Japan bereits als Markenzeichen registriert ist“, schrieb er auf Twitt…, pardon, X.
Fans, aber auch befreundete Musiker fragten sich alsbald, wie es wohl den Firmenangestellten künftig beim obligatorischen Visitenkartentausch ergehen würde: „Gestatten Sie, ich bin Herr Yamada von X Japan“ oder „Guten Tag, mein Name ist Sato von X Japan“. Selbst in dem Inselstaat, wo nichts über Selbstbeherrschung geht, könnte das einige Heiterkeit auslösen.
Das X hat in Japan weitere Bedeutungen. Wer überkreuzte Finger, Hände oder gar Arme vor sich sieht, dem wird klar signalisiert: „dame“ – etwas ist verboten, unmöglich, einfach schlecht. „X“ kann zudem „batsu“ ausgesprochen werden, so wie bei „batsu ichi“, der Kurzform für „einmal geschieden“ (ichi: eins). Bei jeder weiteren Scheidung zählt man dann einfach weiter. Kein ideales Marketing für Musks Plattform.
Für die X-Japan-Fans war klar: Der Milliardär müsse Yoshiki für die Nutzung des Namens X Japan fürstlich entlohnen. Indirekt hat er das bereits. Die Band bringt am 28. Juli die erste Single seit acht Jahren heraus. Ein idealer Zeitpunkt für kostenlose Werbung.