Journalistin, Aufnahmeleiterin & Filmemacherin in Japan
Scholz und Kishida im April 2022 © Sonja Blaschke
Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz (li.) und der japanische Regierungschef Fumio Kishida vor Journalisten im April 2022 © Sonja Blaschke

Bundeskanzler Olaf Scholz zu Besuch in Japan

Während seine Vorgängerin Angela Merkel der Volksrepublik China viele Besuche abstattete und Japan eher links liegen ließ, setzte Bundeskanzler Olaf Scholz kurz nach seinem Amtsantritt mit einer Japan-Reise ein Zeichen.

Mit seiner Tokio-Reise am 28./29. April 2022 trägt der deutsche Kanzler Olaf Scholz dem traditionellen Asienpartner Japan wieder verstärkt die Freundschaft an – und zeigt dafür China, das Deutschland lange so intensiv umworben hatte, nun die kalte Schulter.

Es war ein Blitzbesuch in Japan: 13 Stunden Hinflug – 20 Stunden in Japan – 15 Stunden retour. Für die „Welt“ habe ich darüber berichtet – samt unabsichtlicher „photo bomb“ von mir im Video des „Welt-TV“-Kollegen nach der Pressekonferenz im Amtssitz des japanischen Regierungschefs (Kantei).

Mein „Welt“-Bericht zum Empfang in Tokio am 28. April:

welt.de/politik/ausland/plus238443601/deutsche-asienstrategie-klares-politische…

Vor Scholz‘ Ankunft war ich in einem Vorbericht für die „Welt“ darauf eingegangen, wie sich der russische Angriff auf die Ukraine politisch in Japan auswirkt – indem das Land schrittweise Abstand von seinem Nachkriegs-Pazifismus nimmt:

welt.de/politik/ausland/plus238404489/sicherheitspolitik-japans-neues-liebaeuge…

Als wir zur Berichterstattung über die Pressekonferenz des deutschen Kanzlers mit dem japanischen Regierungschef Fumio Kishida an der Kantei ankamen, spielte sich die Marschkapelle gerade noch ein – dabei kam es freilich auch zu Misstönen. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

Zwei Japanerinnen, die in der Halle, wo die Marschkapelle spielte, neben mir standen, flüsterten sich zu „mitsu da“ (密だ)- was Dichte oder Enge bedeutet. Wir standen dort tatsächlich dicht an dicht gedrängt, von Beamten in ein Eck Richtung Wand beordert. Wenigstens war der Raum hoch, und es war Bewegung in der Sache. Ganz im Gegensatz zu dem vergleichsweise kleinen Raum, in dem die Pressekonferenz später stattfand, Dort war jeder Platz besetzt, und die Stühle waren unten zusammengebunden. Von „social distancing“ konnte keine Rede sein.

Das war bei der vorangegangenen Wirtschaftskonferenz der AHK Japan in einem Tokioter Hotel besser gelöst – mit Abstand, in einer großen Halle. Ein wenig ironisch, zumal die japanische Regierung selbst Covid-19-Benimmposter gegen „mitsu“ herausgibt.

kantei.go.jp/jp/content/000061868.pdf