日本在住ジャーナリスト、撮影コーディネーター、ドキュメンタリー映画監督
Sie werden Hilfe brauchen - im Regen. © Sonja Blaschke
Sie werden Hilfe brauchen - im Regen. © Sonja Blaschke

Regenscheue Japaner

„You will need help“, steht auf Englisch in dramatischem Rot auf einem Plakat in der U-Bahn in Kyoto. „A sudden rain.“ Der Zweck dieser auf Englisch etwas kryptischen Zeilen ist es, auf einen Schirm-Automaten (!) in der Nähe hinzuweisen. Auf Japanisch klingt dies etwas weniger dramatisch: „Ein plötzlicher Regenschauer: Wenn Sie aus der U-Bahn heraustreten – haben Sie einen Schirm dabei?“

Japaner scheuen den Regen. Sobald nur wenige Tropfen fallen, werden die Schirme gezückt. Ab 30 Prozent Regenwahrscheinlichkeit hat jeder einen Schirm in der Armbeuge hängen oder in der Handtasche stecken. Wer keinen mit sich trägt, dem wird schon einmal einer von mitleidigen Passanten oder Anwohnern geschenkt.

Schirme gehören dann auch zu den wenigen Gegenständen in Japan, die schon mal wegkommen – wenn auch meist sicher unabsichtlich, weil sie einfach zu austauschbar aussehen. Oder weil eben jeder weiß, dass sie nicht viel kosten und Wegwerfgegenstände sind. Ich habe noch nie so viele Schirme besessen wie in Japan.

Besonders beliebt sind Schirme aus durchsichtigem Plastik mit weißem Griff. Sie kosten etwa fünf Euro. Wer seinen Schirm nicht mehr braucht, lässt ihn einfach vor einem Convenience Store oder im Lokal stehen. Der nächste Schirmbedürftige ist sicher nicht weit.

Schirmautomat in Kyoto. © Sonja Blaschke
Schirmautomat in Kyoto. © Sonja Blaschke