Mikro-Autos im Test
Als ich vor zwei Jahren während meiner Tätigkeit als Korrespondentin für die „Financial Times Deutschland“ auf der Technikmesse Ceatec eine Geschichte zu Mikro-Autos recherchierte, war ich skeptisch. Sollte ein Auto wie der „Smart Insect“ von Toyota, der mit seinem Besitzer per Smartphone und Cloud-Service „kommunizieren“ können soll, mehr als nur eine Spielerei für Technikverliebte sein? Wer würde ein Auto kaufen, das keine Fensterscheiben hat, oder nur eine Plastikfolie zum Regenschutz? Würden solche Flitzer wirklich von alten Menschen auf dem Land angenommen werden, wo es kaum oder keine öffentliche Verkehrsmittel gibt, wie es sich der Hersteller Nissan mit seinem Modell „Twizy“ damals vorstellte?
Doch was ich damals nur in Messehallen stehen sah, bekam ich plötzlich unverhofft in echt zu sehen: in einem abgelegenen Dorf in der Präfektur Tottori in Westjapan. In dem idyllischen Ort in einem engen Tal wohnen nur zwölf Familien. Von diesen zwölf bleibt nur eine auch über den harten Winter dort, alle anderen ziehen in einen nahegelegenen Ort. Denn im Winter können sie ihrem Geschäft, der Land- und Forstwirtschaft, ohnehin kaum nachgehen. Genau dort wurde Ende Oktober eine Ladestation für ein solches mit Strom betriebenes Mikro-Auto, hergestellt von Nissan, eingerichtet. Die Präfektur Tottori, eine der Präfekturen, die von Abwanderung und Überalterung besonders betroffen ist, bietet nun solche Autos zur Verwendung für die Allgemeinheit an, wohl zunächst noch zu Testzwecken. Ihre Reichweite soll begrenzt sein, erzählte ein Fernsehteam, das gerade vor Ort war, nur innerhalb des Dorfes und seiner unmittelbaren Umgebung. Aber schon das könnte einigen älteren Leuten helfen. Inwieweit das Angebot von ihnen genutzt wird, wird sich zeigen. Ähnliche Autos sind in Tokio bereits bei Lieferdiensten im Einsatz.